
Abnehmspritzen in den Wechseljahren: Eine Option gegen Gewichtsprobleme?
Der Wirkstoff Semaglutid, bekannt aus Medikamenten wie Ozempic und Wegovy, wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt und findet zunehmend auch Anwendung bei Gewichtsproblemen¹. Viele Frauen nehmen in den Wechseljahren zu und fühlen sich dadurch unwohl in ihrer Haut. In dieser Lebensphase kommt es zu hormonellen Veränderungen, die häufig eine Gewichtszunahme begünstigen. Adipositas ist gesundheitsschädlich und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Krebs².
Warum nehmen wir in den Wechseljahren zu?
In den Wechseljahren nimmt die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron ab. Das führt zu einer Reihe physiologischer Veränderungen:
- Wassereinlagerungen: Ein niedriger Progesteronspiegel kann zu einem relativen Östrogenüberschuss führen, was Flüssigkeitseinlagerungen begünstigt³.
- Appetitsteigerung: Sinkendes Östrogen kann den Appetit erhöhen und das Sättigungsgefühl verändern³.
- Veränderter Stoffwechsel: Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Grundumsatz, was zu einem geringeren Energieverbrauch führt³.
- Abnehmende Muskelmasse: Auch der Testosteronspiegel sinkt. Da Muskeln viel Energie verbrauchen, führt der Verlust von Muskelmasse zu einem reduzierten Kalorienverbrauch – selbst in Ruhe.
Darüber hinaus lagert sich in dieser Lebensphase vermehrt sogenanntes viszerales Fett um die Organe an. Dieses Fettgewebe gilt als besonders entzündungsfördernd und steht im Zusammenhang mit erhöhtem Risiko für Bluthochdruck, Insulinresistenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie funktionieren Abnehmspritzen?
Medikamente wie Ozempic, Wegovy oder Saxenda ahmen die Wirkung des körpereigenen Darmhormons GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) nach. Diese Stoffe:
- steigern das Sättigungsgefühl,
- verlangsamen die Magenentleerung,
- regulieren den Blutzuckerspiegel und
- senken das Hungergefühl.
Semaglutid, ein GLP-1-Rezeptoragonist, wird einmal pro Woche injiziert. Es kann – in ärztlicher Begleitung – eine deutliche Gewichtsabnahme und Verbesserung der Insulinsensitivität bewirken.
Für wen sind Abnehmspritzen zugelassen?
In Deutschland sind GLP-1-Medikamente primär bei Typ-2-Diabetes und teilweise bei Adipositas zugelassen.
Bei einem BMI über 30 (oder ab 27 mit Begleiterkrankungen) kann Semaglutid verordnet werden⁴. Zudem senken diese Mittel das Risiko schwerwiegender Herz-Kreislauf-Ereignisse bei Herzpatienten mit Diabetes³.
Da die medikamentöse Nachfrage seit dem Lifestyle-Hype stark gestiegen ist, kommt es leider teilweise zu Lieferengpässen – zum Nachteil von Menschen, die Semaglutid aufgrund medizinischer Notwendigkeit benötigen.
Hilft die Abnehmspritze in den Wechseljahren?
Die Studienlage ist noch nicht abschließend, jedoch zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass insbesondere die Kombination aus GLP-1-Agonisten und menopausaler Hormontherapie (MHT) vielversprechend wirkt.
Diese duale Therapie kann:
- viszerales Fett effektiver reduzieren,
- die Insulinsensitivität verbessern,
- den Gewichtsverlust stabilisieren und
- Begleiterscheinungen wie Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme lindern.
Eine Studie aus 2024 zeigte, dass postmenopausale Frauen unter kombinierter GLP-1- und MHT-Therapie deutlich bessere Ergebnisse erzielten als jene mit GLP-1 allein.
Dennoch bleibt entscheidend, den Ansatz ganzheitlich zu denken: Medikamente allein führen ohne nachhaltige Lebensstiländerung häufig zu einem Jo-Jo-Effekt.
Nebenwirkungen und Grenzen
GLP-1-Medikamente sind nicht geeignet für Menschen mit Typ-1-Diabetes oder Vorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Sie können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Verstopfung verursachen⁵. Regelmäßige ärztliche Kontrolle und langsame Dosiserhöhung sind empfehlenswert.
Schutzschild Muskeln: Warum Bewegung entscheidend ist
Bei jeder Gewichtsreduktion besteht das Risiko eines Muskelverlusts. Muskeln sind jedoch das aktivste Stoffwechselgewebe und entscheidend für die langfristige Fettverbrennung.
Empfohlene Maßnahmen:
- Krafttraining: 2–3 Mal wöchentlich stärkt Muskulatur und Knochendichte.
- Proteinreiche Ernährung: 1,5–1,8 g Protein pro Kilogramm Zielgewicht täglich hilft, Muskelerhalt zu sichern.
- Moderate Bewegung: Regelmäßig statt intensiv – Hauptsache, es fühlt sich gut an.
Fazit
Medikamente wie Semaglutid können Teil eines individuellen Behandlungskonzepts sein, ersetzen aber keine ganzheitliche Lebensweise.
Sport, Proteinzufuhr, Schlaf und emotionale Selbstfürsorge bleiben die Basis, um gesund durch die Wechseljahre zu kommen – sowohl körperlich als auch seelisch.
Quellen
(1) Semaglutid: https://flexikon.doccheck.com/de/Semaglutid
(2) Risiken von Adipositas: https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/folge-und-begleiterkrankungen/
(3) https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ozempic-Fuer-wen-eignet-sich-die-Abnehmspritze-,adipositas170.html
(4) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/novo-nordisk-wertvollstes-unternehmen-lvmh-100.html
(5) https://www.ernaehrungsradar.de/abnehmspritze/forschungsstand-abnehmspritze/









