
Wie eine Endometriose-Operation die Menopause beeinflussen kann
Endometriose betrifft Millionen von Frauen weltweit – und doch bleibt sie oft lange unerkannt. Wenn sich das Gewebe, das normalerweise die Gebärmutter auskleidet, außerhalb von ihr ansiedelt, kann das zu starken Schmerzen, Entzündungen und Erschöpfung führen. In manchen Fällen wird eine Operation notwendig, um das betroffene Gewebe zu entfernen. Doch viele Frauen fragen sich: Wie wirkt sich so ein Eingriff auf meine Hormonbalance – und damit auf die Menopause – aus?
⚕️ Was bei einer Endometriose-Operation passiert
Bei einer Operation wird das versprengte Gewebe, manchmal auch ein Teil oder beide Eierstöcke (Ovarektomie), entfernt. Wenn beide Eierstöcke betroffen sind, kann das den Hormonhaushalt abrupt verändern – und damit eine sogenannte chirurgische Menopause auslösen.
Bei Frauen, deren Hormontherapie so eingestellt ist, dass keine natürliche Menstruation auftritt, vor allem bei stärkeren Verläufen, ist oft unklar, ob sie sich bereits in der Menopause befinden. Typischerweise tritt die Menopause dann in den 40ern oder später ein, aber das Ausbleiben der Periode durch die Hormontherapie erschwert deren eindeutige Feststellung. Diese künstlich induzierte Menopause wird oft als „chirurgische“ oder „künstliche“ Menopause bezeichnet und erfordert eine individuell angepasste Hormontherapie zur Linderung der Symptome und zum Schutz vor Langzeitfolgen wie Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das bedeutet:
- Die Hormonspiegel (Östrogen & Progesteron) fallen plötzlich ab, anstatt sich über Jahre langsam zu verändern.
- Der Körper hat keine Zeit, sich an diesen Wechsel zu gewöhnen.
💥 Was sich dadurch verändert
1️⃣ Plötzlicher Hormonabfall:
Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder vaginale Trockenheit können intensiver auftreten als bei einer natürlichen Menopause.
2️⃣ Schmerzlinderung – aber neue Herausforderungen:
Viele Frauen erleben nach der OP Erleichterung, doch der Hormonverlust kann neue Beschwerden bringen – z. B. Stimmungstiefs oder Knochenschwund.
3️⃣ Veränderungen in Sexualität & Libido:
Vaginale Trockenheit und ein niedriger Östrogenspiegel beeinflussen das Lustempfinden. Lokale oder systemische Hormonbehandlung kann helfen.
4️⃣ Knochengesundheit & Herzschutz:
Der abrupte Östrogenverlust erhöht das Risiko für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besonders bei jüngeren Frauen.
5️⃣ Mentale Gesundheit:
Die hormonellen Umstellungen kombiniert mit einer chronischen Erkrankung wie Endometriose fordern oft auch die Psyche. Psychosoziale Begleitung kann entlasten.
🚨 Wichtig: chirurgische vs. natürliche Menopause Die chirurgische Menopause unterscheidet sich stark von der natürlichen:
- Sie beginnt sofort nach der OP, ohne "Übergangszeit".
- Symptome sind meist stärker ausgeprägt.
- Das Risiko für langfristige Komplikationen (z. B. Osteoporose, Herzkrankheiten) ist erhöht.
🔄 Endometriose – kein Ende nach der Menopause Ein häufiger Irrglaube: Mit der Menopause verschwinde Endometriose. Zwar lässt das Wachstum hormonabhängiger Herde meist nach – aber nicht immer:
- Reste von Endometriosegewebe können aktiv bleiben.
- Hormontherapien können unter Umständen Beschwerden reaktivieren.
Deshalb gilt:
- Die Entscheidung für eine HRT nach Endometriose-OP muss individuell erfolgen.
- Kombinierte HRT (Östrogen + Gestagen) oder Tibolon sind häufig bevorzugte Optionen, da sie das Risiko eines Rezidivs senken können.
🧬 Weitere wichtige Aspekte
- Frauen mit Endometriose haben ein leicht erhöhtes Risiko für bestimmte ovarielle Tumoren – das sollte in der Nachsorge beachtet werden.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen (z. B. Ultraschall, Tumormarker) sind empfehlenswert.
🌿 Wege, um Körper und Psyche zu unterstützen
- HRT: individuell angepasst, schützt vor Osteoporose & Herzproblemen.
- Nährstoffe: Kalzium, Vitamin D, Magnesium, Omega-3.
- Psychologische Begleitung: zur Verarbeitung der Diagnose & Umstellung.
- Ernährung: entzündungshemmend, z. B. viel Gemüse, Omega-3-reiche Lebensmittel.
- Bewegung: stärkt die Knochen, stabilisiert den Hormonhaushalt.
💬 Fazit
Eine Endometriose-Operation kann Befreiung bedeuten – aber auch einen plötzlichen hormonellen Bruch. Wenn sie zur chirurgischen Menopause führt, braucht es besondere Aufmerksamkeit, medizinisches Wissen und Mitgefühl. Mit der richtigen Begleitung findest du deinen Weg zurück zu dir – körperlich, seelisch, hormonell.
Quelle
1️⃣ Farquhar, C., & Brosens, I. (2006).
Medical and surgical management of adenomyosis. Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology, 20(4), 603–616.*
https://doi.org/10.1016/j.bpobgyn.2006.01.009
2️⃣ Shakiba, K., Bena, J. F., McGill, K. M., Minger, J., & Falcone, T. (2008).
Surgical treatment of endometriosis: A 7-year follow-up on the requirement for further surgery. Obstetrics & Gynecology, 111(6), 1285–1292.*
https://doi.org/10.1097/AOG.0b013e3181758ec6
3️⃣ Fedele, L., Bianchi, S., Zanconato, G., Portuese, A., & Bettoni, G. (2004).
TAH and BSO for endometriosis: A long-term follow-up. Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica, 83(5), 467–472.*
https://doi.org/10.1111/j.0001-6349.2004.00502.x
4️⃣ Hansen, K. A., Eyster, K. M., & Krawetz, S. A. (2013).
Surgical management of endometriosis. Clinics in Obstetrics and Gynecology, 56(1), 84–95.*
https://doi.org/10.1097/GRF.0b013e3182827e4b
5️⃣ Parker, W. H., Broder, M. S., Liu, Z., Shoupe, D., Farquhar, C., & Berek, J. S. (2009).
Ovarian conservation at the time of hysterectomy and long-term health outcomes in the Nurses’ Health Study. Obstetrics & Gynecology, 113(5), 1027–1037.*
https://doi.org/10.1097/AOG.0b013e3181a11c64
6️⃣ Thacker, H. L. (2011).
Surgical menopause: Risks, benefits, and hormone therapy options. Cleveland Clinic Journal of Medicine, 78(6), 377–386.*
https://doi.org/10.3949/ccjm.78a.10063
7️⃣ Evers, J. L. (2013).
The second-look laparoscopy: A myth or a golden standard in endometriosis surgery? Gynecological Surgery, 10(1), 3–7.*
https://doi.org/10.1007/s10397-012-0761-1
8️⃣ O’Hara, A. J., & Rowe, E. J. (2013).
Hormone therapy after surgical menopause. Menopause International, 19(1), 23–29.*
https://doi.org/10.1258/mi.2013.013003
9️⃣ Soliman, A. M., Taylor, H. S., Bonafede, M., Nelson, J. K., & Winkel, C. (2018).
The direct and indirect costs associated with endometriosis: A systematic literature review. Human Reproduction, 33(7), 1256–1272.*
https://doi.org/10.1093/humrep/dey081
🔟 Olive, D. L., & Schwartz, L. B. (2001).
Endometriosis. New England Journal of Medicine, 345(21), 1368–1379.*
https://doi.org/10.1056/NEJMra002223









